Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

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"Alles nur, um noch mehr Goldsucher nach Australien zu bringen?" fragt Klaus. "Nein, nicht nur deshalb. Inzwischen waren die australische Wolle und der australische Weizen berühmt geworden. Wilde Spekulationen wurden gemacht. Wer den Weizen zuerst in Liverpool hatte, der bekam die höchsten Preise. Eine Reederei verpflichtete sich, die Strecke Liverpool-Melbourne in 68 Tagen zu schaffen. Kurze Zeit später meldete eine zweite Schiffahrtsfirma, ihre Klipper würden in 63 Tagen von England nach Australien segeln. Was meint ihr, was da los war an Bord, bei einer solchen Weizenregatta um die halbe Erde?! Die Kapitäne erhielten ein paar hundert Pfund Prämie, wenn sie es schneller schafften, als die Klipper der anderen Reederei, und die Mannschaft bekam zusätzliche Rumrationen. Jeder Fetzen Leinwand wurde gesetzt, um soviel Fahrt wie möglich zu machen. Wenn jemand an Bord vom Reffen sprach, weil sich die Masten bogen und der Sturm die Segel zerfetzte, dann lachten die tollkühnen Klipperkapitäne: "Gerefft wird in Melbourne!" Am Abend - wir sind schon fast 12 Stunden auf dem Wasser - sehen wir an Steuerbord die Umrisse der Flinders=Inseln.

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Vor gut 150 Jahren tauchten hier - auf den Inseln zwischen Tasmanien und dem Festland - viele Weiße auf. Es waren meistens Robbenjäger und Walfänger. Hier unten gab es damals Tausende und Zehntausende von Seelöwen. Heute sind es nur noch wenige, denn die Jäger leisteten so gründliche Arbeit, daß man ein Schutzgesetz schaffen mußte, um die Tiere vor dem Aussterben zu bewahren.

Der Teufel wohnt auf Tasmanien

Morgens laufen wir in den Hafen von Hobart ein. Groß und mächtig erhebt sich der Mount Wellington hinter der Stadt. Um seinen Gipfel hängen dicke Regenwolken. Wir schlagen die Kragen unserer Regenmäntel hoch und schauen uns die Stadt an. Alles ist viel ruhiger hier als in Sydney - der Verkehr und auch die Menschen. Aber das Wetter wird zu ungemütlich - jetzt beginnt es sogar zu schneien! Im Trapp laufen wir zur Bahn. Einige Stationen vor Fitzgerald - weiter im Innern der Insel - steigen wir aus. Vor dem Bahnhofsschuppen steht ein klappriges, hochbeiniges Auto. Ein 12= oder I3jähriger Junge sitzt hinter dem Steuer. "Kannst du uns sagen, wie wir nach Raleighs Mill kommen?" frage ich ihn.

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Raleigh ist der letzte Name auf Vaters Liste. "Das kann ich!" lacht der Junge und tritt auf den Starter. "Ich heiße Jack Raleigh. Das trifft sich gut, ich mußte ein paar Frachtbriefe zur Bahn bringen. Steigt ein!" Es regnet immer noch. Die Wege sind aufgeweicht. Alle Augenblick geht es durch tiefe Pfützen. Der Wagen schleudert ein paarmal; aber Jack kennt hier anscheinend jedes Schlagloch. An beiden Seiten des Weges ist dichter Wald. Zwischen den Buchen und Fichten stehen meterhohe Farne und Grasbäume.

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